2015-09-26 Zeitungsartikel HSt – Begeisterung ohne Sprachbarrieren
Die Sprache der Begeisterung ist international: Aus vielen Kindermündern gab es „oh“ und „ah“ zu hören, als der Zauberkünstler Gunther Stange aus Heilbronn-Biberach auf Einladung des Neckarsulmer Weltladens 17 Kindern und einigen begleitenden Müttern mit atemberaubender Fingerfertigkeit verblüffende Tricks vorführte. Die sechsjährige Wafa aus Pakistan erlebte zum ersten Mal einen Zauberer hautnah. Seit 14 Monaten lebt die Sechsjährige mit ihrer Mutter in der Asylbewerberunterkunft in Neckarsulm, spricht nach dem Kindergartenbesuch fließend Deutsch und wurde gemeinsam mit elf anderen Kindern eingeschult. In der Elefantenklasse der Johannes-Häußler-Schule gefällt es ihr besonders gut, „wenn wir arbeiten“.
Team Annemarie Adam ist schon seit 1992 in der Kinderbetreuung des Freundeskreises Asyl aktiv: „Damals noch in der Kaserne. Wir haben uns vor zwei Jahren wieder gegründet, als die ersten Flüchtlinge in der Binswanger Straße untergebracht waren“, erzählt sie. Um 36 Kinder vom Kleinkind, bis zum Teenie alter kümmert sich das Team, Zunächst im Gleis 3, jetzt in einem Raum der Moschee. „Zum Schulanfang haben wir die Kinder begleitet und ihnen auch Schultüten gebastelt.“
Dass ihnen nun im Rahmen der Fairen Woche des Weltladens, der vor einem halben Jahr eröffnet worden war und gut angenommen wird, ein Zauberer präsentiert wurde „soll Abwechslung in ihren Alltag bringen“, sagte die Vorsitzende Anja Sommerlatt-Schäfer.
Aufführung Ein Ansinnen, das rundweg gelang. Nicht nur, weil die Aufführung vorab mit Kuchen und schwäbischem Hefezopf versüßt wurde. Für ihn bedankte sich Mariam aus Georgien ausdrücklich: „War sehr lecker“, versicherte die Fünfjährige. Immerhin bot Gunther Stange Erstaunliches: Mit Can Yildirim (3) als Assistent, der gerade mit Bruder Mirac (2) und Papa Erkan die Oma im Haus gegenüber des Weltladens besuchte und sich die Zauberkunst nicht entgehen ließ, wanderten rote Bälle wie durch Zauberhand hin und her. Ein Seil ließ sich nur durch Fingergerschnipsen zerteilen oder an unvermuteten Stellen zusammensetzen, unter Silberbechern tauchten immer wieder kleine Bälle auf, und schließlich staunten sogar die Erwachsenen, als ein von Freundeskreis-Helfer Holger larkens deutlich mit Namen markierter Geldschein im Inneren einer Orange wieder auftauchte. Für den Biberacher ist die Zauberei zukünftig mehr als ein Hobby. Im Oktober bricht der bislang selbständige EDV-Fachmann seine Zelte ab und begibt sich auf Reisen, um zunächst Australien und dann große Teile der weiten Welt mit seinen Zaubertricks zu begeistern. Ohne festes Enddatum, dafür als Straßen Künstler mit Spendenhut.
Quelle: Heilbronner Stimme
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