2015-01-05 Shanghai kühle Temperaturen und tolle Menschen
Aus dem Flugzeug ausgestiegen, musste ich sofort einen warmen Pullover und meine Jacke anziehen. Es waren knapp 4 grad und gefühlt -20 da es eben in Thailand noch 26 Grad mehr hatte.
Ich habe mich in der Tat etwas unwohl gefühlt, als ich bemerkt habe, dass selbst am Taxistand niemand mein Hotel kannte und die Chinesen auch mit der Straße nichts anfangen konnten, geschweige denn, dass irgendjemand meinen Ausdruck (natürlich in unserer Schrift) hätte gut lesen können. Glücklicherweise war auf meinem Ausdruck der Buchung die Telefonnummer vom Hotel mit drauf und der Taxifahrer hatte sich kurzer Hand mit denen in Verbindung gesetzt.
Alles wird gut 😉
Ich schreibe hier etwas ausführlicher, da es dem einen oder anderen vielleicht auf seiner Reise nach China hilfreich sein könnt (und natürlich wegen meiner Mum, die meine Blog verfolgt und immer mehr wissen will).
Hotel? Ja so nannte sich das Teil, wo ich abgestiegen bin. Passender wäre gewesen Bett mit Fernseher und Bad. 6-8qm hatte das Zimmer im 17.Stock und ich habe nun auch verstanden warum es so günstig (40EUR/Nacht) war. Nunja 2 Tage sollt mich das Zimmer schon aushalten.
Da ich nachts angekommen bin und erst mal kein Geld hatte, bin ich nach meinem Besuch beim ATM um den Hotel Häuserblock geschlendert. Verständigung mit den Leuten gleich null, bzw nur über Gebärdensprache einfachster Art (symbolisch Hand zum Mund führen=ich habe Hunger). Im Supermarkt, der eher einem früheren Tante Emma Laden ähnelt (oder wer es kennt einem Mini 7/11 Market) erst mal mit lokalem Bier eingedeckt und dann auf der Suche nach essbarem gemacht.
In Deutschland wäre ich wohl in solch einen Laden nicht reingegangen, aber hier ist das was anderes, man passt sich ja an. Ein Laden 2m breit und 5m lang mit einem großen Topf voller Suppe vor der Türe und dahinter ein freundlich dreinschauender Mann, der den Topf rührte. Ich hab direkt symbolisch meine Geste gemacht und er wusste was Sache ist. Nachdem er dann 1min versucht hatte mit Chinesisch herauszufinden welches Gericht ich gerne hätte, habe ich dann abgekürzt und auf den Teller eines Gastes am Nebentisch gezeigt, der eine leckere Suppe mit Teigtaschen stehen hatte. Danach noch Anzahl der Teiglinge (eine Art Maultaschen) mit den Fingern gezeigt und los ging es für umgerechnet 1EUR. Wirklich lecker!
Wichtiger Tipp: kein Trinkgeld geben (das beleidigt den Koch aufs Tiefste und bedeutet hierzulande, dass er es nötig hat) und einen Anstandsrest sollte man im Teller belassen (fällt mir als Schwabe zwar schwer, aber sonst bedeutet es, dass der Koch dich nicht satt bekommen hat und man kränkt ihn damit).
Am Folgetag hatte ich mir dann auf der Stadtkarte mit dem Hotelpagen zusammen die wichtigsten Dinge und das Hotel umkreist (wichtig!!!) und abgeklappert, was man als Tourist so machen muss:
The Bund inkl. Sightseeing Tunnel (atemberaubende Skyline, Sightseeing Tunnel wirklich nicht zu empfehlen), das französische Viertel (tolle Bars in sehr geilem Flair/Design), den PeopleSquare (Anmerkung weiter unten), das Shanghai Museum (kulturell und historische Dinge aus China, waren für mich eher uninteressant, aber ich habe mir auch keine AudioTour geholt sondern bin so auf eigene Faust die 4 Stockwerke abgeklappert), den Jin Mao Tower (weiter unten mehr), das Shanghai World Financial Center, den Lu Xun Park und einige Restaurants.
Alles im allem bin ich mir sicher, ich habe in den 2 Tagen hier alles gesehen was man sehen muss (klar gibt es noch viel zu sehen worauf die Chinesen stolz sind, ich bin erst mal mit Eindrücken überwältigt)… Auch essenstechnisch habe ich extrem viel probiert und immer 2-3 diverse Gerichte bestellt (nicht ganz aufgegessen und in der Kürze der Zeit anders halt nicht machbar, wenn man alles probiert haben muss). Hängengeblieben bin ich bei diesen Maultaschen, die es in unterschiedlichster Füllung gibt –> Beef mein Favorit! Sehr lecker!!!
Hier meine Anmerkung zum PeopleSquare und der Einkaufsmeile
Ist auf jeden Fall nett anzusehen, welche Dimensionen Shopping in China hat. Ich wurde beim durchschlendern auf der Einkaufsstraße von knapp 40 Leuten (ich hab die gezählt!!!) angesprochen, ob ich Uhren oder Sonnenbrille oder LadyMassage haben will, echt nervig mit der Zeit, weil es auch dauert bis man die wieder los bekommt…
Mein Tipp: sobald ihr angesprochen werdet „hello Mister“ direkt anfangen und selber dem Verkäufer Sonnenbrille und Uhren anbieten … Die schauen dann ganz verdutzt und hören sofort auf … War die beste und schnellste Methode die Jungs und Mädels loszuwerden (ich hab ein paar Sachen probiert).
Ziemlich cool sind auch die Seitenstraßen, die nichts mehr mit toller Leuchtreklame zu tun haben sondern in einigen werden Essen zubereitet in Garküchen oder die Mini Restaurants (nur 1-3qm) groß bauen ihren Feuertopf oder Grill direkt vor dem Haus auf der Straße auf und verkaufen direkt an die Leute… Ich hab natürlich einiges probiert… Sehr sehr lecker!!!
Der Jin Mao Tower ist wirklich eindrucksvoll und diesen habe ich als erstes besucht, so wie es im MarcoPolo Reiseführer steht. Anstatt auf die Aussichtsplattform im 88. Stock zu gehen, in der cloud 9 Bar im 87. stock einen Drink zu sich nehmen. Funktioniert super! Hier habe ich dann festgestellt, dass ich gar nicht auf dem höchsten Gebäude bin, sondern daneben ein größeres steht… Neues Ziel: nebenan 😉
Das Shanghai World Finance Center kann bis zum 100 Stock besucht werden und man fühlt sich schon ziemlich klein und komisch, da im Boden Fenster eingelassen sind durch die man runter schauen kann. Übrigens hat man hier auch WLAN und zwar ungeblocktes, wo fast alle Ports funktionieren. Ein Grund mal wieder Mails zu checken und kurz Kommentare hier im Blog freischalten…
Thema Internet: ganz ganz schlimm hier! Kein einziger google Dienst funktioniert in China! Das betrifft auf Apple Geräten natürlich auch die Suchfunktion, Maps und sogar mein Blog wird hier extrem langsam geladen, da ich über die google API Schriftarten im Hintergrund mit Lade, die natürlich nicht kommen 🙁 (ok, das war vielleicht für den einen oder andern chinesisch)
Außerdem findet man so gut wie kein freies WLAN hier, sondern „free-WIFI“ bedeutet dass man eine lokale Mobilfunknummer in China braucht und nur durch diese dann das Internet freischalten kann (Code fürs WLAN kommt dann per SMS)… Nächstes mal kaufe ich mir ne SIM direkt am Flughafen (habe ich dieses mal gespart weil ich ja nur 3 Tage hier bin). Trotzdem hätte ich hier was anderes erwartet und dachte dass hier Internet mäßig mehr geht.
Kommen wir zu der (für mich) Hauptattraktion, dem Lu Xun Park
Ein Künstlerpark, an dem die Zeit still steht und man von der riesigen Stadt nichts mitbekommt. Ein Park mit lauter inspirierten, motivierten und beschwingter Menschen (ich hab neben mir nur noch 2 Nicht-Asiaten gesehen). Hier sind Leute die zusammen musizieren, singen, Poker spielen, Schattenboxen, Brettspiele spielen, rückwärts laufen, angeln, Katzen füttern, diskutieren, diabolo spielen, lesen, sich komisch bewegen, Geschichten erzählen und wahrscheinlich nicht erst seit gestern auch jemand der zaubert.
Hier kann jeder das tun, was er gerade will und andere Menschen schauen dabei zu, wenn sie es interessant finden und machen mit. Meist sind es Leute die da etwas für sich selber tun und schnell bildet sich ein Kreis außen herum und die Leute bewundern was der „Mensch“ da tut.
Als ich mit einem Chinesen ins Gespräch gekommen bin und meine roten Bälle aus der Tasche gezogen habe standen sofort Leute um mich herum und haben geschaut was der Ausländer da macht. Zauberei vom Feinsten mit Bällen, Karten und Seil und die Menge jubelte und fand es total geil. Ungefähr 50 Chinesen umringten mich, was ein tolles Publikum … Gebärdensprache, Handzeichen und Zauberei ist ja international… einer (in Zahlen: 1) hat englisch gesprochen, hab extra nachgefragt, das war der mit dem ich anfangs ins Gespräch gekommen bin 🙂 krass
Was hier in China nicht funktioniert, ist anschließend den Hut hinstellen und um eine Spende zu bitten. Denn das ist ungefähr das selbe wie mit dem Koch der dann beleidigt wäre… Ich habe nicht einen einzigen Strassenkünstler gesehen. Liegt wo daran an dieser ehrenwerten Mentalität mit der Trinkgeld Moral … Tolles Volk!
Selbst jetzt am zweiten Tag, hat es mich noch einmal in den Park gezogen um in der Sonne dann hier diesen Blogeintrag zu schreiben (offline versteht sich). Ich sitze auf einer Bank und tippe in mein iPad und da passiert es sofort wieder… Ein vorbeilaufender hat neben mir Karten liegen sehen uns kam interessiert zu mir … Keine Minute später standen schon 20Leute um meine Bank herum und feierten mich 😉
Das einzige was chinesen in englisch sagen können ist „okok“, fast wie ich, der nur „ni hau = hallo“ und „schiäschiä = danke“ sagen kann, alle anderen Laute und Dinge kann ich mir echt nicht merken und sind viel zu komplex, witzig daß das auch anders rum ist 😉
Ich genieße es hier im Park und würde mir sowas für überall auf der Welt wünschen, wo Leute sein können und machen können was sie wollen und andere machen mit oder schauen zu (wenn ich das hier so schreibe fällt mir dazu ein, dass es ja schon so ist, nur beschränken wir uns ja immer selber, trauen uns nicht oder haben Angst vor der Reaktion der anderen.. Weil in unserer Gesellschaft ist es ja längst nicht mehr normal beschwingt zu leben, da stimmt dann mit einem was nicht)…
Großartige Idee der Park und für jeden Besucher in Shanghai ein todo!